Es war einmal vor 2000 Jahren....
Die knapp 2000 Jahre alte Römerstraße entlang des Rheins ist das größte historische Verkehrsdenkmal nördlich der Alpen. Im Terra Sigillata Museum Rheinzabern und bei einer Fahrt mit dem Römerschiff Lusoria Rhenana Neupotz beginnen wir unsere kleine Zeitreise.
Terra Sigillata Museum
Rheinzabern zählt zu den ältesten Siedlungen in der Pfalz. Ab etwa 120 n. Chr. begann die Produktion der Terra-Sigillata-Keramik, jenem rotglänzenden Feingeschirr, das heute als das „Porzellan der Römer“ bezeichnet wird. In der Blütezeit der Manufakturen wurden jährlich bis zu mehrere hunderttausend Gefäße hergestellt. Im Terra Sigillata Museum machen mehr als 1.000 Fundstücke des täglichen Lebens die Kultur und die Lebensweise der Römer in Tabernae, dem heutigen Rheinzabern lebendig.
In einer Außenstelle des Museums (Kindergarten in der Faustinastraße) können ein Ziegelrechteckofen und ein Terra Sigillata Ofen besichtigt werden.
Römerschiff Lusoria Rhenana
Auf dem Römerschiff Lusoria Rhenana wird am Neupotzer Setzfeldsee römische Geschichte lebendig. Es handelt sich hierbei um ein originalgeteu gekonstruiertes Flusskriegsschiff aus der Spätantike. Mit einer Länge von 18 Metern, einer Breite von 2, 80 m und einer Masthöhe von etwa neun Metern entspricht das Römerschiff dem historischen Original der „Navis lusoria“. Trotz eines Gewichts von rund fünf Tonnen gehört sie zur Kategorie der kleinen und äußerst mobilen Militärschiffe der spätrömischen Flussflotten.
Ideenreichtum und Pioniergeist
Der Eigentümer der damaligen Jockgrimer Ziegeleifabrik und Erfinder, Johann Wilhelm Ludowici (1896 - 1983), entwarf auch zahlreiche Konstruktionen außerhalb der Ziegelfertigung. Eines dieser Schaffenswerke ist das Kugelhaus. Ein Exemplar ist im Außenbereich des Museums aufgestellt. In der Originalausstattung enthielt es bei einem Durchmesser von 4,50 m alles, was für einen Zwei-Personen-Haushalt erforderlich war: eine Küche mit Schränken und Elektrogeräten, Spüle und Essplatz, ein Wohn-Schlafzimmer mit Schrank und ein kleines Bad.
Öffnungszeiten:
Mittwoch 14.00 – 17.00 Uhr, Samstag 14.00 – 17.00 Uhr, Sonntag 10.00 – 17.00 Uhr
Ziegeleimuseum Jockgrim
Kaum zu glauben: in Jockgrim stand einst eine der größten Zeigeleien weltweit. Die Falzziegelwerke Carl Ludowici waren einst Marktführer in Europa.
Das Ziegeleimuseum Jockgrim erinnert an einen wichtigen Aspekt neuzeitlicher Geschichte, nämlich die Industrialisierung seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Eine Außenstelle des Museums zeigt Sonderwaren der Ziegelei und Kunst aus Jockgrim. Höhepunkt des Museums ist der teilweise erhaltene Ringofen, der ursprünglich 90 Meter lang und sechs Stockwerke hoch war. Heute dient er als Untergeschoß des Verwaltungsgebäudes der Verbandsgemeinde Jockgrim.
www.ziegeleimuseum-jockgrim.de
Vom Verwaltungshaus zur Künstlergalerie
Zehnthaus Jockgrim
Das Zehnthaus ist ein Fachwerkhaus von auffallender Größe und Bauart und hebt sich dadurch von den übrigen Fachwerkhäusern ab. Im Jahr 1718 wurde es erbaut. Früher wurde es Lager- und Verwaltungshaus genutzt. eute ist das ehemalige Zehnthaus ein weithin bekanntes Zentrum für moderne Kunst. Vom Kuratorium für Kunst- und Denkmalpflege werden im Zehnthaus attraktive Kunstausstellungen sowie interessante musikalische und literarische Events organisiert. Alle zwei Jahre wird hier der Albert-Haueisen-Preis (Kunstpreis des Landkreis Germersheim) verliehen. Der Kunstweg Jockgrim wurde vom Zehnthaus mitinitiiert.
Geschichten vom Leben mit dem Hochwasser
Durch den Bau der Hochwasserrückhaltung Wörth/Jockgrim wurde Neupotz von überregionalen Planungen des Landes Rheinland- Pfalz in besonderem Maße betroffen. Im Jahr 2002 wurde Neupotz zur Modellgemeinde des Projekts Leben am Strom. Im Zuge einer akzeptanzfördernden Maßnahme hat das Land Rheinland-Pfalz ein altes Anwesen im Ortskern erworben. So entstand das Rheinauen- und Hochwasserschutz-Informationszentrum Haus Leben am Strom.
Haus Leben am Strom
Das Hochwasserschutz hat an Aktualität nicht verloren. Im Haus Leben am Strom in Neupotz wird die Entwicklung des Hochwasserschutzes und die unmittelbaren Auswirkungen auf Mensch und Ort eng verzahnt mit der Dorfentwicklung von Neupotz veranschaulicht. Die Ausstellung befasst sich ebenso mit der ökologischen Veränderung der Lebensräume "Aue und Gewässer". Die Besucher durchwandern das Fischerdorf Neupotz, das Korbmacherdorf, das Arbeiterdorf und das moderne Dorf - immer unter dem Aspekt des Hochwasserschutzes. Das Haus Leben am Strom ist in Kooperation mit dem Römerschiff Lusoria Rhenana SchUR-Station des Landes Rheinland-Pfalz (Schulnahe Umweltbildungsstation).
Der Alltag anno dazumal
Und zum Ende unseren kleinen Zeitreise kommen wir zum Heimatmuseum (Oberdorf 4, 76777 Neupotz, Tel. 07272 8761) und zur Ausstellung Leben und Arbeiten früher (Rappengasse 14, 76764 Rheinzabern, Tel. 07272 6947):
Das Heimatmuseum Neupotz ist ein kleines und sehr liebevoll gepflegtes Museum. Es zeigt interessante Ausstellungsstücke aus dem dörflichen Leben. Das Handwerk spielt eine wichtige Rolle. Da Neupotz als ehemaliges Korbmacherdorf gilt, sind einige handgefertigte Körbe ausgestellt.
Die Ausstellung "Leben und Arbeiten früher" befindet sich in einem typischen Bauernhof der 30er Jahre in Haus-Hofbauweise. Die ehemals landwirtschaftlich genutzten Nebengebäude beherbergen heute eine schöne Ausstellung von Hausrat, Ackergeräten und Werkzeugen. Der große Bauerngarten ist sehenswert.